Die Kirchen in Europa sind seit Jahrzehnten nicht mehr in der Lage, auf ihre Attraktivität einen beachtenswerten Einfluss auszuüben. Auch wenn sich ihr Handeln völlig ändern würde, würde dies aller Wahrscheinlichkeit nach ihre Integrationskraft kaum erhöhen.
Das Problem der sinkenden Kirchenbindung besteht nicht darin, dass die Kirchen dogmatisch erstarrt sind, hierarchisch verkrustet, menschenfremd und bevormundend oder dass es ihnen an Visionen und Mut fehlt. Das Problem besteht darin, dass die Menschen nicht nur den Kirchen und religiösen Ritualen, sondern auch Glaubens- und Sinnfragen vergleichsweise gleichgültig gegenüberstehen.
Die Gleichgültigkeit gegenüber den Kirchen hat viel mit fest eingewurzelten Vorurteilen über sie zu tun. Es wird immer schwerer für die Kirchen, diese Vorurteile aufzubrechen, da viele und mehr und mehr Menschen ihre Meinung über das kirchliche Leben haben, ohne an ihm teilzunehmen.
Die Veränderung der Kirchen beginnt damit, dass wir auf neue Art über die Kirche kommunizieren und ihr mehr zutrauen.
Autor
Prof. Detlef Pollack, Soziologe und Religionssoziologe, Münster